Bandscheibenvorfall: Ursachen, Arten, Symptome & was Sie tun können

Ein Bandscheibenvorfall, oder auch Bandscheibenprolaps (BSP) bezeichnet eine Erkrankung der Wirbelsäule – dabei treten Teile der Bandscheibe in den Wirbelkanal vor, in dem das Rückenmark liegt. Dies verursacht in der Folge starke Rückenschmerzen (Lumbalgie), welche auch in die Beine (Ischialgie) oder Arme (Brachialgie) ausstrahlen können. Alles was Sie über Bandscheibenvorfälle wissen sollten, erfahren Sie hier.

Inhalt:

Bandscheibenvorfall-Arten

Es gibt verschiedene Arten von Bandscheibenvorfällen, je nachdem welcher Teil der Wirbelsäule betroffen ist.

Die kann also die Lendenwirbelsäule (LWS), Brustwirbelsäule (BWS) oder die Halswirbensäule (HWS) betreffen.

Insgesamt besitzen wir 23 Bandscheiben, welche im Inneren einen Gallertkern (Nucleus pulposus) enthalten. Dieser dient als eine Art Gelkissen und ist umgeben von einem harten Faserknorpelring (Anulus fibrosus), der wiederum dafür sorgt, dass die jeweilige Bandscheibe in der richtigen Position bleibt.

Bandscheibenvorfall Arten
Tritt der Gallertkern aus, drückt er auf den Nerv. Bild: ©K.-U. Häßler – stock.adobe.com

Nun kann es passieren, dass die Elastizität der Bandscheibe sinkt und der Faserring spröder wird. Dann gibt er auch schneller nach. In der Folge kann der Faserring im Inneren der Bandscheibe kleine Risse bekommen und der Gallertkern wölbt sich nach außen vor (Protrusion).

Bei einem Bandscheibenvorfall bricht der Gallertkern durch den Faserring durch. Dabei wird dieser ganz oder teilweise durchgerissen. Das hintere Längsband (Ligamentum longitudinale posterius) kann sogar intakt bleiben – in diesem Fall handelt es sich dann um einen subligamentären Bandscheibenvorfall. Im folgenden Video der Experten Liebscher & Bracht wird Ihnen erklärt, was genau bei einem Bandscheibenvorfall passiert.

Wie oben erwähnt, gibt es verschiedene Arten von Bandscheibenvorfällen – betroffen sein können die Lendenwirbelsäule (LWS), die Brustwirbelsäule (BWS), sowie die Halswirbelsäule (HWS).

Am häufigsten betroffen – nämlich zu ca. 90% – ist der Bereich der LWS. Doch auch der Übergang von Brust-, zu LWS (thorakolumbal), oder von der LWS zum Kreuzbein (lumbosakral) können betroffen sein.

Ein weitaus seltenerer Bandscheibenvorfall kann auch an der HWS vorkommen, was dann auch als zervikaler Bandscheibenvorfall bezeichnet wird – dies betrifft etwa 10% der Fälle.

Bandscheibenvorfall Ursachen & Symptome

Da der durchgebrochene Gallertkern in der Folge auf Nerven drücken kann, können dabei starke Beschwerden entstehen. Hier kommt es darauf an, wo genau der Prolaps entsteht, wie groß er ist, und auch, ob es überhaupt einen betroffenen Nerv oder eine betroffene Nervenwurzel gibt.

Denn ein BSP (Bandscheibenprolaps) kann auch unbemerkt und schmerzfrei passieren, und erst in bildgebenden Verfahren entdeckt werden. Dann ist auch keine Behandlung notwendig.

Akute Rückenschmerzen sind jedenfalls häufig auch begleitet von einem Taubheitsgefühl und können auch Lähmungserscheinungen inkludieren. Auch die Extremitäten können betroffen sein.

Die Schmerzen der Betroffenen können also mitunter in die Beine ausstrahlen (Ischialgie), oder auch in die Arme (Brachialgie). Weitere Symptome finden Sie hier.

Bandscheibenvorfall Symptome
Wenig Bewegung begünstigt Rückenschmerzen. Bild: ©leszekglasner – stock.adobe.com

Doch wo liegen nun die Ursachen für einen Bandscheibenvorfall? Zum einen spielt das Alter mit: mit der Zeit sinkt der Wassergehalt und der Gallertkern sowie Faserring werden spröder.

Doch auch junge Menschen können betroffen sein. Risikofaktoren ergeben sich etwa durch Übergewicht, dauerndes Sitzen, eine falsche Belastung des Rückens oder durch das Heben von schweren Lasten.

Auch die Gene können schuld sein. Eine sehr häufige Ursache ist jedoch eine Überlastung der Bandscheiben. Auch bei einer Vorschädigung, etwa durch einen Unfall, kann es leichter zu einem BSP kommen.

In vielen Fällen reicht eine leichte Vorbelastung aus, um bei einer falschen Bewegung einen Bandscheibenvorfall auszulösen. Dies kann beispielsweise beim Sport passieren, aber auch eine kleine Bewegung im Alltag kann bereits ausreichend sein.

Besonders häufig betroffen sind in der heutigen Zeit jene Menschen, die ihren Alltag hauptsächlich sitzend verbringen und nicht für ausreichend Ausgleich in Form von Bewegung und Sport sorgen. Die Muskulatur ist zu schwach und kann die Wirbelsäule infolgedessen nicht (mehr) adäquat schützen.

Bandscheibenvorfall Behandlung

In der Folge erfolgt eine Behandlung – häufig mithilfe einer konservativen Therapie. Dabei werden schmerzlindernde Medikamente, Lagerungsmaßnahmen, Wärme, sowie Physiotherapie eingesetzt.

Bandscheibenvorfall Diagnose
Eine Therapie ist langfristig die bessere Lösung als sofort zu operieren. Bild: ©RFBSIP – stock.adobe.com

Eine operative Behandlung ist nur in seltenen Fällen notwendig, wenn etwa mit der konservativen Behandlung keine lindernden Erfolge erzielt werden können.

Eine Maßnahme ist dann etwa die endoskopische Bandscheiben-OP – diese minimal invasive Technik gilt als die derzeit schonendste Bandscheibenoperation. 

Eine OP sollte allerdings immer erst eine Alternative abbilden, wenn die konservative Therapie nicht greift.

Positiv ist jedoch, dass viele Bandscheibenvorfälle nach einigen Wochen auch vollständig wieder von selbst verschwinden können. Wir empfehlen Ihnen: wenn Sie länger als eine Woche unter starken Kreuzschmerzen leiden, sollten Sie das unbedingt mit einem Arzt abklären!

Außerdem sollten Sie sich stets mehrere Meinungen einholen und verschiedene Spezialisten aufsuchen. Viele Patienten begehen den Fehler auf den erstbesten Arzt zu vertrauen und sich womöglich sofort einer Operation zu unterziehen.

Maßnahmen bei einem Bandscheibenvorfall

Wie immer finden Sie bei uns Sofortmaßnahmen und weiterführende Tipps, mit denen Sie die Schmerzen eines Bandscheibenvorfalls lindern können, sowie einen weiteren Bandscheibenprolaps verhindern. Am besten suchen Sie sich Ihre Favoriten aus, die Ihnen besonders wohltun. Klären Sie dies auch mit Ihrem behandelnden Arzt ab.

Tipp #1: Stufenbettlagerung

Am allerwichtigsten nach einem Bandscheibenvorfall ist es, den Rücken richtig zu entlasten – bzw. geht es darum, den eingeklemmten Nerv zu entlasten.

Bandschieben Therapie
Die richtige Therapie ist bei einem Bandscheibenvorfall entscheidend. Bild: ©Racle Fotodesign – stock.adobe.com

Empfohlen wird hierfür die sogenannte Stufenbettlagerung. Diese können Sie zuhause ganz einfach umsetzen:

  • Legen Sie sich auf den Rücken (auf eine harte Matratze)
  • Lagern Sie nun Ihre Unterschenkel im rechten Winkel auf ein dickes Kissen

Beachten Sie: Allerdings wird auch empfohlen, bei erhaltener Beweglichkeit so schnell wie möglich wieder normale Aktivitäten auszuführen.

Bettruhe empfiehlt sich dauerhaft nicht – dafür wurden auch noch keine Therapierfolge nachgewiesen. Fehlt die Beweglichkeit dafür, wird eine medikamentöse Schmerztherapie durchgeführt. Wenden Sie sich dafür an Ihren Arzt.

Tipp #2: Isometrische Übungen

Sogenannte isometrische Übungen sollen dabei helfen, die Rückenmuskulatur wieder zu stabilisieren und zu stärken. Mit isometrisch ist hier also gemeint, die Muskeln zwar anzuspannen, nicht aber ihre Länge zu ändern.

Rückenübungen
Stützübungen sind tolle Stabilisationsübungen. Bild: ©contrastwerkstatt – stock.adobe.com

Eine einfache und hilfreiche Übung ist der Unterarmstütz. So kräftigen Sie Ihren Rumpf und beugen auch einem weiteren Prolaps vor. Diesen können Sie sowohl vorlings als auch seitlich ausführen. Den Unterarmstütz vorlings führen Sie folgendermaßen aus:

Um die seitliche Rumpfmuskulatur auf der linken bzw. der rechten Seite zu kräftigen, gehen Sie ähnlich vor. So führen Sie den seitlichen Unterarmstütz aus:

Tipp #3: Übungen zum Kraftaufbau

Aufbauend auf die genannten Übungen ist nun die gezielte Kräftigung der Rückenmuskulatur wichtig. Das kann Ihnen etwa durch die MedX – Kräftigungstherapie gelingen.

Diese spezialisiert sich darauf, die tiefsitzenden Muskeln zu trainieren, welche die Wirbelsäule stabilisieren. Dafür muss man sie isolieren und die großen Nachbarmuskeln, die Gesäß- und Beinmuskeln, ausschalten.

Rückenmuskulatur trainieren
Eine starke Rückenmuskulatur ist das A und O für einen gesunden Rücken

Bei dieser Therapie besucht man 12-18 Sitzungen, nach denen bei 87% der Patienten eine wesentliche Schmerzreduktion, oder sogar eine vollkommene Beschwerdefreiheit auftritt. Diese Ergebnisse sind gerade bei chronischen Rückenpatienten sehr überzeugend.

Mithilfe von gezielten Bewegungen an Präzisionsgeräten wird so eine Kräftigung der gesamten Wirbelsäulenmuskulatur erzielt. All dies geschieht natürlich unter persönlicher Anleitung.

Tipp: leiden Sie an chronischen Beschwerden einer Ausstrahlung in das Bein, dann wird vor allem auch die Rückenschule empfohlen. Oft helfen auch eine Zusammenarbeit und ein Austausch in Selbsthilfegruppen.

Tipp #4: Einem Bandscheibenvorfall vorbeugen

Für eine allgemeine Rückengesundheit empfiehlt es sich, den Alltag rückenfreundlich zu gestalten. Bei Problemen im Halswirbelsäulenbereich empfiehlt sich zu dem ein passendes, entlastendes Kopfkissen. Vermeiden Sie einen BSP, indem Sie folgende Hinweise beachten:

Richard B

Richard B

Dank meines Masters in Sportwissenschaften weiß ich genau, worauf es beim Aufbau einer funktionalen Rückenmuskulatur ankommt. Außerdem bin ich leider selber Bandscheiben geplagt und berichte von meinen eigenen Erfahrungen.

Titelbild: ©Robert Kneschke – stock.adobe.com